Oft wird die Kultur der Zusammenarbeit in Unternehmen an großen Projekten oder umfassenden Strategien festgemacht. Manche Beratungsunternehmen freuen sich dann über lukrative Aufträge. Doch manchmal sind es die kleinen, beinahe unscheinbaren Veränderungen, die am meisten bewegen. Genau das haben wir in einem Prozess mit einer Leitungsrunde erlebt.
Der Anfang: Zögerlich und vorsichtig
Als wir das Thema Feedback ins Spiel brachten, war die Reaktion im Leitungsteam zunächst verhalten. „Wir reden doch ständig miteinander“, hieß es. Ja, Gespräche fanden statt – aber selten ehrlich, oft verklausuliert, und noch seltener mit dem Ziel, gemeinsam zu lernen. Die Sorge, jemanden zu verletzen oder eine offene Auseinandersetzung auszulösen, war spürbar.
Der erste Schritt: Ein Ritual
Wir begannen ganz einfach: Am Ende jeder Sitzung nahm sich die Runde zehn Minuten Zeit für ein kurzes Feedback. Jede Person sagte, was sie an der Sitzung hilfreich fand und was sie sich beim nächsten Mal wünschen würde. Kein Schlagabtausch, kein langes Diskutieren, nur kurze, klare Rückmeldungen.
Bereits nach wenigen Wochen zeigte sich ein Wandel: Die Sitzungen wurden effizienter, weil die Teilnehmenden begannen, selbst mehr auf Klarheit und Struktur zu achten. Gleichzeitig entstand eine Atmosphäre, in der Kritik nicht als Angriff, sondern als Chance wahrgenommen wurde.
Mehr als nur Worte
Im Laufe der Monate wurde dieses kleine Feedback-Ritual zum Türöffner für eine grundsätzliche Veränderung der Zusammenarbeit. Führungskräfte, die zuvor eher defensiv waren, wagten es, ehrliche Rückmeldungen zu geben. Andere, die sonst eher dominant auftraten, begannen zuzuhören. Die Runde lernte, dass Feedback nicht bedeutet, Schwächen bloßzulegen, sondern Potenziale sichtbar zu machen.
Die Wirkung im Unternehmen
Das erstaunliche Ergebnis: Die neue Feedbackkultur blieb nicht auf die Leitungsrunde beschränkt. Sie strahlte aus ins gesamte Unternehmen. Mitarbeitende berichteten, dass sich die Art, wie Entscheidungen kommuniziert wurden, spürbar veränderte – offener, klarer und nachvollziehbarer. Schritt für Schritt entwickelte sich eine Kultur, in der Vertrauen und Offenheit selbstverständlich wurden.
Fazit
Feedback mag auf den ersten Blick wie ein kleines Werkzeug wirken. Doch ehrlich gemeint und in einer wohlwollenden Haltung praktiziert, kann es eine enorme Hebelwirkung entfalten. In unserem Beispiel wurde aus zehn Minuten am Ende jeder Sitzung ein Motor für kulturellen Wandel – weg von vorsichtiger Zurückhaltung, hin zu einer offenen, lernenden Zusammenarbeit.
Manchmal braucht es eben nicht viel, um das Miteinander im Leitungsteam – und damit im gesamten Unternehmen – nachhaltig zu verändern.